Galeria Karstadt Kaufhof: Staatskredit und Ermittlungen wegen Insolvenzverschleppung
Wegen des Verdachts auf Insolvenzverschleppung hat die Staatsanwaltschaft Essen Ermittlungen gegen Galeria Karstadt Kaufhof (GKK) eingeleitet. Im April vergangenen Jahres hatte das Unternehmen die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens nach dem Insolvenzrecht beantragt. Die Traditionswarenkette sei "durch die infolge der Pandemie angeordneten Geschäftsschließungen noch stärker in Schieflage geraten", hieß es damals.
Dem aktuellen Vorwurf zufolge soll GKK bereits im Januar 2020 und nicht erst im März zahlungsunfähig gewesen sein, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet. Doch erst Anfang April wurde ein Insolvenzantrag gestellt.
Die Grundlage der bisher noch am Anfang stehenden Ermittlungen sei die Strafanzeige einer einzelnen Privatperson, hieß es beim WDR. Der Anfangsverdacht habe sich noch keineswegs erhärtet. Hinweise auf Insolvenzverschleppung würden nicht gezahlte Sozialabgaben geben.
Soeben erst hatte der Bund entschieden, dem Warenhauskonzern vom staatlichen Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) ein Darlehen in Höhe von bis zu 460 Millionen Euro zuzugestehen, das dem Konzern in den nächsten Wochen und Monaten die nötige Liquidität "in der Pandemie" sichern solle.
Fast eine halbe Milliarde für ein Unternehmen, bei dem – unabhängig von der Pandemie, aber dadurch wohl noch verstärkt – die Aussichten auf die Fähigkeit zur Rückzahlung nicht sicher scheinen. Die Hilfsmaßnahme ist an umfangreiche Auflagen geknüpft, und noch hat GKK nicht mitgeteilt, ob es die Unterstützung in Anspruch nehmen will.
Eine gewisse Systemrelevanz erkennt der Handelsverband Deutschland (HDE) wegen der "Bedeutung für unsere Innenstädte". HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth betonte zugleich, dass auch anderen Geschäften nun das Eigenkapital ausgehe und ihnen der Staat entsprechend ebenfalls beistehen müsse. Versprochene Wirtschaftshilfen seien bisher im Handel nicht angekommen.
Dabei war das Traditionswarenhaus bereits vor der Pandemie stark angeschlagen, mangelnde Wachstumsperspektiven haben sich seit Jahren abgezeichnet. Vor der Fusionierung von Karstadt und Kaufhof standen beide Unternehmen vor dem Aus. Kaufhof allein hatte in nur vier Jahren rund 600 Millionen Euro Verlust angehäuft. Im Spätsommer vergangenen Jahres stand die Kaufhauskette wieder kurz vor dem sicheren Aus. Mitte 2019 ging GKK aufgrund von – aus Unternehmenssicht – zu vielen Streiktagen der Beschäftigten gerichtlich gegen die Gewerkschaft Verdi vor.
Wie auch der österreichische Investor René Benko, dessen Konzern Signa Galeria Kaufhof und Karstadt fusionierte, glaubt der Handelsverband-Geschäftsführer Genth an die Zukunft der Innenstadt. Während Genth der Realität des wachsenden Onlinehandels mit einem Mix aus Einkaufen, Wohnen, Dienstleistungen, Gewerbe, Kultur, Freizeit und Bildung begegnen und Menschen durch die Ansiedlung von Senioren-Pflegeheimen und Kindertagesstätten in die Innenstädte zurückholen will, hatte Investor Benko, einer der zehn reichsten Österreicher, die deutschen Finanzhilfen in Höhe von mehreren hundert Millionen Euro bereits vor einigen Tagen ins Auge gefasst, wie der Spiegel unter Berufung auf mit den Gesprächen vertraute Personen in der vergangenen Woche berichtete.
Der größte deutsche Warenhauskonzern wünsche sich ein nachrangiges Darlehen von "deutlich unter einer halben Milliarde", um die laufenden Kosten in der Corona-Krise zu decken, hieß es. Denn angesichts der Filialschließungen in der Pandemie sei Hilfe notwendig.
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